Schadow machte Düsseldorf zur Stadt der Künstler

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Jetzt schaut er auf seine Straße und der Verein „Unsere Straßen, unsere Künstler“ lädt ein zu einem Stadtspaziergang am 15. Oktober 2023 ab 15.00 Uhr.

Er ist erst 17 Jahre alt, schaut etwas verwegen und die Haare sind zerzaust. Das Selbstportrait des Malers und Direktors der Düsseldorfer Kunstakademie Friedrich Wilhelm von Schadow (1788 – 1862) als Jugendlicher prangt elf Meter hoch auf der Fassade des ehemaligen „Kaufhofs“ in der Innenstadt. Die Düsseldorfer Künstlerin Inge Sauer hat das Bild so anbringen lassen, dass Schadow in die nach ihm benannte Straße schaut. Er hatte die Kunstakademie berühmt und Düsseldorf zur „Stadt der Künstler“ gemacht. Der Ruf der von ihm begründeten „Düsseldorfer Malerschule“ schallte durch Europa und bis nach Amerika.

Begraben ist er auf dem Golzheimer Friedhof. Auch da weht jetzt eine Fahne mit seinem Bild leicht im Wind, wie auch Portraits anderer Düsseldorfer Maler, etwa Alfred Rethel und Johann Peter Hasenclever.

„Diesen Erfolg unserer Aktivitäten, Bilder der Düsseldorfer Maler – und wenigen Malerinnern – in die nach ihnen benannten Straßen zu bringen, wollen wir am Sonntag 15. Oktober 2023 feiern“, sagt Inge Sauer. Am 15. 10. führt ein von der Autorin historischer Düsseldorf-Romane, Christa Holtei, lebendig kommentierter Rundgang vom Golzheimer Friedhof über die Schadow-Wohnorte, seiner Büste auf dem nach ihm benannten Platz bis hin zum großen Portrait an der Fassade des ehemaligen Kaufhofs. An der Hausnummer 64 sehen wir fünf große Schadow-Bilder in der ersten Etage. Treffpunkt ist das Grab der kleinen Anna Schadow, die nur wenige Monate alt wurde, im nördlichen Teil des Friedhofs.

Um 17.00 Uhr lädt der Verein vor dem ehemaligen Kaufhof zu einem Imbiss ein.

Organisationen und Personen, die die Arbeit unterstützt haben, werden dabei sein. Der ehemalige Oberbürgermeister Thomas Geisel, der sich bereits im Amt für das Projekt interessiert hatte, und der stellvertretende Kulturamtsleiter Rajiv Strauß eröffnen den Rundgang.

Inge Sauer bringt mit dem Verein „Unsere Straßen, unsere Künstler“ seit 2018 Bilder von Malern in die nach ihnen benannten Straßen. „Das ist lebendige Stadtgeschichte,“ so die Künstlerin. Auf dem nach Theodor Mintrop benannten Mintrop-Platz sowie in der Bendemannstraße (Eduard Bendemann war auch Akademiedirektor) konnten großflächige Bilder angebracht werden. Das elf Meter hohe Schadow-Bildnis auf der Fassade des ehemaligen Kaufhof, die das österreichische Immobilienunternehmen Signa für das Kunstprojekt zur Verfügung gestellt hat, ist das größte bisher ins Stadtbild gebrachte Werk. Über Schadow hatte der Verein 2022 zum 150. Todestag von Friedrich Wilhelm von Schadow eine ganze Veranstaltungsreihe organisiert.

Der Verein „Unsere Straßen, unsere Künstler“ und die Düsseldorfer Malerschule

Nach den beiden glänzenden Kunstsammlern und -kennern, dem Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz (Jan Wellem) und seiner Frau Maria Luisa dei Medici, die das erste öffentliche Museum nördlich der Alpen gründeten, bildete sich in dieser damals kleinen Stadt Düsseldorf eine lebendige Kunstszene. Die Anfang des 19. Jahrhunderts von Cornelius geleitete Kunstschule entwickelte sich unter Wilhelm von Schadows Leitung zu einer der bedeutendsten Akademien Mitteleuropas, die Schüler aus der ganzen Welt anzog. Düsseldorf wurde zu einem wichtigen Zentrum der Malerei des 19. Jahrhunderts. Mehr als 4000 Künstler aus der ganzen Welt lebten, lernten und arbeiteten in Düsseldorf. Die zunächst von Cornelius und Schadow geleitete Akademie wurde international bekannt als „Düsseldorfer Malerschule“. Damit brach für die Stadt eine Epoche rasanter Entwicklungen an, die bis heute nachwirken. Die weltoffene Stadt zog einige der besten Musiker ihrer Zeit, Theaterleute, Schriftsteller, aber auch Großindustrielle, Architekten, Kunstliebhaber, Sammler und Galeristen an.

Nach dem großen Erfolg der „Düsseldorfer Malerschule“ wurde Düsseldorf auch in den 20er Jahren mit dem „Jungen Rheinland“ um die berühmte Johanna Ey ein bedeutendes Kunstzentrum. In der Nachkriegszeit sorgten Galeristen wie Alfred Schmela, die Zero-Gruppe und Künstler wie Joseph Beuys, Gerhard Richter und Jörg Immendorff für internationale Bedeutung.

In dem Projekt „Da sind sie ja! Die Düsseldorfer Künstler in ihren Straßen“ geht es um die 30 Künstler des 19. Jahrhunderts, nach denen Düsseldorfer Straßen benannt sind. Mit diesem Projekt sollen in den Straßen die Künstler und ihre Kunst lebendig werden und die Anwohner für „ihren“ Künstler begeistern. Das geschieht auf vielfache Weise, angefangen von großflächigen Präsentationen der Bilder und Portraits der Maler auf den Häuserwänden, über die Schulen über die Institutionen, die in der Straße vertreten sind. Das Ziel ist es, über eine gemeinsame Geschichte die Menschen zusammen zu bringen und für Kunst zu begeistern. Die gegenständliche Kunst des 19. Jahrhunderts liefert dazu die Bilder, die kaum erklärungsbedürftig sind und aus vielen kulturellen Hintergründen verstanden werden, so dass sich Spielentwickler und Serienproduzenten unserer Zeit ihrer bedienen. Es begann 2019 mit unserem Pilotprojekt Mintropplatz.

Inge Sauer war am 16.12.2021 zu Gast bei Radio Park-Kultur – eine Sendung von StreamD – hier der Podcast.

Wir haben mehrmals über dieses Projekt berichtet:

D-Mitte –08.01.2022 Düsseldorfer Malerschuler

D-Mitte –21.09.2022 Ein Portrait erinnert an den Maler Eduard Bendemann

D-Mitte  –12.08.2021 zwei-engagierte-frauen-praesentieren-die-kuenstler-der-duesseldorfer-malerschule-im-stadtbild

D-Mitte  –27.01.2021 das-hat-keine-andere-stadt

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