Deutsch für Japaner

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von Melissa Christov

Serie: Unsere Geschäfte im Viertel

Wenn sich das Leben nach der Corona-Pandemie normalisiert werden unsere ausländischen Mitbürger, die ihre deutschen Sprachkenntnisse verbessern wollen, auch wieder die Sprachschulen im Viertel im Präsenzunterricht besuchen. Wir stellen einige Sprachschulen vor. Heute: Sprachschule Nihon Dialog; Kontakt: Tel.:  +49 (0)173 5465 248 

Die Inhaberin Valerie Nanot

Das Wetter ist am Interviewtag wieder etwas kühler, im Café in dem wir Valerie treffen steht aber noch die drückende Hitze des Vortages. Valerie lacht offen, sucht einen Tisch und wir setzen uns; es ist kein ungelenkes Gespräch, sondern so offen, als würde man eine Freundin auf einen Kaffee treffen.

Sie entschuldigt sich, sie habe den Unterricht zeitlich etwas überzogen: Japanisch-Unterricht für Deutschsprachige Schüler. Dies bietet Valerie Nanot auch an in ihrer Sprachschule Nihon Dialog. Nihon ist ein japanisches Wort für „Japan“. 

Dass Valerie nun hier in Düsseldorf eine Sprachschule betreibt und als Französin ihren Schülern japanische und deutsche Kultur vermittelt, ist ein Zufall. „Das Leben passiert einfach“, sagt sie und lächelt. Ursprünglich kommt Valerie aus Tours, sie hat in Frankreich Germanistik studiert und in Bochum Japanologie.

Ihr erster Job nach dem Studium führte sie als Übersetzerin nach Düsseldorf, doch schon bald suchte sie nach neuen Herausforderungen und bewarb sich als Dozentin für eine japanische Uni im Süden Japans. Dies wurde dann für 2 Jahre ihre nächste Station. Ganz anders als das vielleicht manchmal tief sitzende Klischee über Japan, das nur Tokio kennt, hektisch, übervölkert und immer wach, lebte sie nun in einer ländlichen Region Japans, das ein ganz anderes Bild vermittelte von ausgedehnten Radtouren entlang Reisfeldern, Grillen am Strand und einem friedlichen, lebensfrohen Lebensrhythmus.

Ganz besonders schätzt Valerie, dass in Japan, wenn man einmal angekommen ist und einmal in die Gemeinschaft vor Ort aufgenommen wurde, man fester Bestandteil wird, mit dem man ein enges Verhältnis pflegt und die Verbindung auch über Distanz hinweg aufrechterhält. So hält sie auch noch nach fast 20 Jahren den Kontakt zu ihren ehemaligen Kollegen an ihrer japanischen Universität.

Dies sei ein Wert, der in Europa doch eher abhandengekommen sei, und auch unter vielen weitgereisten und erfahrenden japanischen Expats in Düsseldorf, sei es oft so, dass Freundschaften und Verbindungen oft eher temporär seien. Auf der anderen Seite hat sie die Erfahrung gemacht, gerade weil sie beides kennt, weil sie erfahren hat, wie auch verschiedene Kulturen funktionieren, dass sie als erste Kontaktperson vielen Japanern die deutsche Kultur näherbringt und ihnen hilft sich einzugliedern. Manchmal kontaktieren Schüler, die ihren Unterricht vor 10 Jahren besucht haben, sie bei einem Besuch in Deutschland.

Eine Französin gründet die Sprachschule Nihon Dialog, damit Japaner Deutsch lernen können.

Das Leben, das eben einfach „passiert“ hatte sie nach 2 Jahren wieder zurück nach Deutschland geführt, zunächst nur als Zwischenstation, aber dann blieb die junge Familie in Düsseldorf. Und nach kurzer Zeit bahnte sich ihre französische Seite ihren Weg: sie wollte auch als Mutter wieder arbeiten gehen. So fing sie an, zunächst im Konferenzraum der Firma ihres Mannes Sprachunterricht zu geben. 2005 gründete sie die Sprachschule Nihon Dialog, zunächst in kleinen Räumlichkeiten der Klosterstraße 62, mitten im Herzen des japanischen Viertels in Düsseldorf.

Mit der Zeit wurde ihr Unterricht immer gefragter und sie konnte weitere Räume anmieten. Doch auch in der Sprachschule wandelte die Globalisierungen die Anforderungen an den Unterricht. Mit So war zwar der Beginn geschafft, Deutsch für Japaner zu unterrichten, aber auch Französisch und natürlich Englisch wurden sehr viel gefragtere Sprachen als Deutsch, und mit steigenden Zahlen an Expats, die nach ihrem Aufenthalt in Deutschland in verschiedene andere Länder im Anschluss versetzt wurden, sank die Wichtigkeit des Deutschunterrichts, dafür aber stieg die Beliebtheit für Englisch und so führte Valerie Englischunterricht ein.

Ihre Schüler bieten eine interessante Mischung. Oft besuchen Frauen den Unterricht, die gemeinsam mit ihrem Mann nach Europa und Deutschland gekommen sind. In Familien mit recht traditionellem Rollenverständnis müssen die Frauen sich also nun in einem komplett fremden Land ohne Sprachkenntnisse orientieren, um ihre Familie zu organisieren, wie beispielsweise für Schulanmeldungen ihrer Kinder, Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte und Transportsysteme.

Zu guter Letzt gibt es auch Deutsche, die Japanisch erlernen wollten, für diese bietet Valerie ebenfalls Kurse. Manche lernen Japanisch, um im nächsten Urlaub ein wenig sprechen zu können, andere werden von ihr sogar bis zu offiziellen Sprachprüfungen für die japanische Sprache geführt. Dies ist für Valerie sehr wichtig, dass ihre Schüler ihren Spracherfolg auch durch Sprachprüfungen wie TELC messbar machen können und einen Ansporn zum Lernen haben.

Als Französin bringt sie Japanern die deutsche Kultur näher.

Grund für den Erfolg der Sprachschule ist sicherlich auch, dass sie überzeugt ist, dass Kultur und kulturelles Eintauchen erst die Sprache mit Leben füllt und ein wahres Verständnis der Sprache herbeiführt. So versucht sie Ihren Sprachschülern, die zum ersten Mal in Deutschland sind, verschiedene Dinge zu vermitteln: Die Kassiererin im Supermarkt war nicht unfreundlich; der Service ist etwas reservierter; es gibt bestimmte Regeln für Verwaltung, Schule, Wohnraum und im Freundeskreis. Doch auch wenn viele Dinge in Deutschland nicht unhöflich, ungeduldig oder ruppig gemeint waren, in Frankreich sei dennoch so manche Kommunikation mit Fremden fließender, die Konversation etwas leichter, sagt Valerie, während Deutsche für Außenstehende oft ruppig und etwas kühl wirkten. Hinzu käme, dass Japaner, ähnlich wie eventuell Deutsche auch, Angst hätten sich falsch zu verhalten und „ins Fettnäpfchen zu treten“, und sie versucht, japanischen Expats diese Angst zu nehmen und eher die Neugier auf neue Erfahrungen zu wecken. So bringt sie als Französin japanischen Teilnehmern der Kurse die deutsche Kultur näher.

Als Ausländerin, die selbst in anderen Ländern gelebt und fremde Kulturen kennengelernt hat, fällt es ihr daher leichter, die Ängste zu verstehen und Kenntnis über und Verständnis für eine fremde Kultur zu vermitteln. Valerie sagt, dass sie dankbar ist, aus verschiedenen Kulturen schöpfen zu können und in einem multikulturellen Umfeld eine Brücke darzustellen. So ist sie auch begeisterte Europäerin, dankbar dafür, dass man sich frei, über Ländergrenzen hinweg, bewegen kann.

Sie selbst fühlt sich weniger als typische Französin – eher ungewöhnlich für viele Franzosen hat sie bereits als Kind viel von Deutschland gesehen und lebt auch bereits seit über 25 Jahren in Deutschland. Manche deutschen Eigenschaften sieht sie nicht so sehr als typisch deutsch, sondern beispielsweise eher als typisch für das Rheinland und Ruhrgebiet. So ist sie auch selbst kein Mitglied in deutsch-französischen Klubs in Düsseldorf, da sie sich eher in einem differenzierteren Licht sieht, und nicht nur als nur als Französin oder als Deutsche.

Aktuell wird sie weiterhin in Düsseldorf bleiben, auch wenn sich neue Wege und Möglichkeiten auftun, beispielsweise arbeitet sie inzwischen auch wieder als Übersetzerin und Dolmetscherin für französische und deutsche Unternehmen. Wenn ihre Kinder aus dem Haus sind, kann es aber durchaus sein, dass sie noch einmal andere Länder entdecken und neue Herausforderungen annehmen wird.

Kontakt:  Sprachschule Nihon Dialog  Inhaberin Valerie Nanot  Klosterstrasse 62 40211 Düsseldorf
Tel.:  +49 (0)173 5465 248     Öffnungszeiten: Mo – Fr: 09:00 – 21:00 Uhr; Sa: 10:00 – 14:00 Uhr

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