Der neue Mobilitätsdezernent Jochen Kral hat einen erneuten öffentlichen Bürgerdialog „Düsseldorf fahrradfreundlich“ angestoßen. Eine richtige Maßnahme, denn sie trägt sicherlich dazu bei, den Stellenwert des Fahrradverkehrs in der Öffentlichkeit zu optimieren. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller erklärte in seinem einführenden Beitrag: „das Ziel der Landeshauptstadt ist es, dass Düsseldorf in den nächsten Jahren in erhöhtem Tempo und unter reger Beteiligung der Menschen vor Ort fahrradfreundlicher und damit lebenswerter wird. Unser Ziel ist ein Radverkehrsanteil von 25 Prozent. Und das ist gut fürs Klima. Denn der Verkehr macht 30 Prozent der städtischen Emissionen aus“.
In seinem Bericht über die Veranstaltung führte das Presseamt der Stadt weiter aus, „um dieses Ziel zu erreichen arbeitet die Stadtverwaltung aktuell an einem gesamtstädtischen Programm zur Fahrradförderung, das nicht nur das Handlungsfeld `Infrastruktur` behandelt, sondern auch Themen wie „Verhaltensänderung“, `Sicherheit`, `Service`und `Kommunikation`mit einbezieht“. In acht Kleingruppen haben die Teilnehmenden der Veranstaltung am 17. Februar zu fünf Oberthemen Empfehlungen für die Radverkehrspolitik in Düsseldorf erarbeitet. Diskutiert wurden unter anderem über Sicherheitsaspekte, die Verteilung des öffentlichen Straßenraums, Lösungen für eine komfortablere und attraktivere Radverkehrsinfrastruktur und über den Stellenwert des Radverkehrs generell. Des Weiteren wurden vom Autoverkehr räumlich und wo möglich baulich getrennte Radwege empfohlen. Dort, wo dies nicht möglich ist, plädierte das Plenum für Tempo 30–Zonen.
Unser Vorschlag ist: in den nächsten Bürgerdialog seitens der Stadt mit einer Bestandsaufnahme der „liegengebliebenen“ Maßnahmen zur Errichtung von Fahrradstraßen zu gehen. Seit Jahren gibt es hierüber Diskussionen – hier und hier –, aber es geschieht nichts. Wenn diese Baustellen endlich fahrradfreundlich verwirklicht würden, ergäbe dies eine reale Fahrradförderung, wie von Oberbürgermeister Dr. Keller gewünscht. Denn was nützt eine Metadiskussion über den „Stellenwert des Radfahrens“ in unserer Gesellschaft, wenn die sichtbaren und zum Teil gefährlichen Mängel einfach liegen bleiben und nicht beseitigt werden? Die Gefahr ist groß, dass „Bürgerdialoge“ zu Alibiaktionen von Politik und Verwaltung degradieren. Damit wir nicht missverstanden werden: Wir begrüßen den von Jochen Kral initiierten erneuten Vorstoß für einen Bürgerdialog, fügen aber hinzu: zukunftsweisender kann der Dialog geführt werden, wenn Baustellen, die es seit länger als fünf Jahren gibt, endlich zu Ende geführt werden. Ein Beispiel beschreibt Jan-Philipp Holthoff vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Düsseldorf e.V.
Die Bismarckstraße ist ein Fahrradstraße: „Wie man es nicht machen sollte“
von Jan-Philipp Holthoff
Tempo 30 Zonen sind auf dem Radnetz in Düsseldorf bei der Verwaltung beliebt, weil in der Regel keine Radverkehrsanlage erforderlich sind – billig und schnell. Radstreifen sind sogar nicht zulässig. Doch was erleben die Düsseldorfer Radfahrer dort und besonders heftig in der Fahrradstraße Bismarckstraße? Autos wohin man sieht, legal und illegal, Zweite- und teilweise sogar Dritte Reihe, Ein- und Ausparkvorgänge, aufschlagende Türen und überholende KFZs und Gegenverkehr. Dazwischen soll man sich sicher fühlen?
Das Gegenteil ist der Fall, zeigt auch eine Studie von FixMyBerlin:
Die Studie fragte nach dem subjektivem Sicherheitsgefühl und dort schnitt selbst eine Fahrradstraße OHNE Parkstreifen und ohne diese massiven Behinderungen wie in unserer Bismarckstraße eher schlecht ab. Ich persönlich rate teilweise davon ab, diese Straße zu nutzen, solange sie ist, wie sie ist. Hoffentlich ändert sich daran bald etwas, versprochen wurde schon viel. Passiert ist bisher wenig.
Autos wohin man sieht, legal und illegal, Zweite- und teilweise sogar Dritte Reihe, Ein- und Ausparkvorgänge, aufschlagende Türen und überholende KFZs und Gegenverkehr. Dazwischen soll man sich sicher fühlen?