ISG Worringer Platz. Frustierende Bürgerbeteiligung

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Interview mit Ralph Thomaßen

Ralph Thomaßen war seit Gründung der ISG Worringer Platz vor sieben Jahren ihr Vorsitzender; Roberto Tomasella war einer seiner Stellvertreter. In dieser Zeit gab es verschiedene Versuche, den Worringer Platz neu zu gestalten, um ihm eine neue Identität zu geben. In diesen Prozess war eine Beteiligung der Bürger vorgesehen (siehe der Beitrag »EKISO Stadt-Akupunktur« in unserer letzten Ausgabe). D-Mitte sprach über diesen Beteiligungsversuch mit Ralf Thomaßen und Roberto Tomasella. Das Ergebnis ist frustrierend.

D-Mitte: Das EKISO Programm ist noch nicht abgeschlossen. Aber seit sieben Jahren dient die ISG als Ansprechpartner der Stadtverwaltung. Gleichzeitig ist die ISG auch Ansprechpartner für die am Worringer Platz wohnenden Bürger. Wie war der Hergang genau?

Ralf T.: Nachdem im Jahr 2005 die Konzeption mit den grünen Bänken des Büros Contur 2 gegen den Willen der Anwohner durchgesetzt worden war*, hatte die Stadt zunächst drei Landschaftsarchitekturbüros beauftragt, neue Vorschläge zu erarbeiten. Es gab Quartiersgespräche, Versammlungen und Diskussionen mit Anwohnern und anderen interessierten Bürgern. Die Ideen und Vorschläge sollten mit in die Konzeption eingearbeitet werden.

D-Mitte: Wie sah dieser Vorgang konkret aus?

Ralf T.: Nach der ersten Info-Veranstaltung gab es Rundgänge und in gemeinsamen Sitzungen mit den Architekten wurden die Diskussionen und Vorschläge zusammengefasst. Sie sollten in die Konzepte integriert werden und die besten Ergebnisse der Büros sollten zu einem Konzept zusammengefasst werden. Es gab zwar einen Gewinner, aber der schied – wie die anderen zwei Büros – aus dem Verfahren aus. Das Büro Contur 2 war dann wieder verantwortlich. Über diesen Vorgang gab es keine Kommunikation zwischen Stadt und ISG.

D-Mitte: Welche Ideen und Vorschläge wurden umgesetzt und welche nicht?

Roberto T.: Keine einzige Idee ist übernommen worden. Aber schlimmer ist, dass einige Neuerungen als unsere Vorschläge ausgegeben wurden, die wir ausdrücklich nicht gewollt und abgelehnt hatten. So hatten wir konkrete Radwege vorgeschlagen und begründet, warum diese einen bestimmten Verlauf haben sollten und nicht einen anderen. Genau unser nicht gewollter Verlauf ist realisiert worden und als Vorschlag von uns bezeichnet worden.

D-Mitte: Die Aufgabenstellung war auch, eine »Grüne Insel mit Aufenthaltsqualität für temporäre mobile Marktstände« zu realisieren. Was ist daraus geworden?

Ralf T: Es sollten unterschiedliche Marktstände installiert werden. Damit würde sich auch die Nahversorgung für die Anwohner verbessern. Dies ließ sich leider nicht verwirklichen. Es gab nur einen Pizzawagen und einen Obst- und Gemüsestand, welche die Idee der temporären Marktstände in keiner Weise erfüllten. Der Versuch wurde nicht beendet. Zudem erhielt der Gemüsestand als einziger Betreiber einen Pachtvertrag – sozusagen auf Lebenszeit. Wenn der nicht von sich aus – aus familiären Gründen – aufgegeben hätte, wäre die Stadt ihn nie losgeworden. Und aus dem Pizzawagen ist sozusagen über Nacht – oder genauer nach einem Besuch von Herrn Bürgermeister Conzen – ein verglaster Pavillon großen Ausmaßes geworden. Angeblich ist der Pavillon beweglich. Über diese Entscheidungen ist mit uns nie kommuniziert worden.

D-Mitte: Wie ist das begründet worden?

Ralf T: Im Nachhinein ist argumentiert worden, dass der Betreiber des Pizza-Pavillons eine soziale Kontrolle ausübt. Denn auf dem Platz haben viele Alkoholabhängige ihre »Heimat« gefunden. Die Realität ist: Der Betreiber ist selbst so gut nie auf dem Platz. Es arbeiten Angestellte in seinem Geschäft und rund um den Pavillon hat er sich durch Begrünung von denen abgeschirmt, über die er eine soziale Kontrolle ausüben sollte. Eine Insel auf der Insel.

D-Mitte: Gab es Vorschläge zur partiellen Veränderung dieser Situation?

Ralf T: Es wurden Vorschläge unterbreitet. Diese wurden abgelehnt, da der Urheberschutz des Architektenbüros Contur2 verletzt würde. Dieser Einwand galt aber offenbar für den Pizza-Pavillon und den ehemaligen Gemüsestand nicht. Beide sind fest verankert und widersprechen den Vorgaben, die mobile Stände vorsahen.

*https://www.contur2.de/16neucontur2/architektur/platz-worringer.html

Das Interview führte Roland Ermrich

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