Via Internet gegen Leerstand

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Von den negativen Seiten des Online-Handels bleibt niemand verschont. Auch in unserem Viertel stehen viele Ladenlokale leer.

Für einige gelingt es schon nach kurzer Zeit, neue Nutzer zu akquirieren, bei anderen dauert es Monate oder Jahre. Gemeinsam ist allen: Sie sehen ziemlich  heruntergekommen aus. Für die Umgebung ist das keine Visitenkarte. Abhilfe wäre eine Zwischennutzung der Räume. Sie würde dem Verfall und dem Vandalismus vorbeugen – und hätte gleich drei Profiteure: den Hauseigentümer, die Stadt. Denn schließlich geht es auch um deren Image.

Bei großen Zwischennutzungen – wie hier im postpost – gibt es sogar eigene gastronomische Betriebe. natürlich auch zeitlich befristet.

Eigentlich müsste es ziemlich einfach sein, Leerstände an Zwischennutzer zu vermitteln. Potenzielle Bewerber gibt es genug: Start-ups, Vereine, Künstler, Kreativwirtschaft. Was so einfach klingt hat einen gewaltigen Haken: Eigentümer und mögliche Zwischennutzer wissen in den meisten Fällen nicht, an wen sie sich wenden müssen und welche Regeln zu beachten sind. Deshalb hat die Stadt bereits 2015 das Kompetenzzentrum Kultur- & Kreativwirtschaft (Kom KuK) bei der Wirtschaftsförderung eingerichtet. Diese Abteilung soll helfen, dass  Kreative mehr leerstehende Gebäude vorübergehend nutzen können. Bei großen Locations wie etwa beim Boui Boui und dem postPost hat das auch hervorragend geklappt. Dort kamen gleich hunderte von Künstlern unter, während gleichzeitig Events und Gewerbe Geld in die Kasse brachten. Die Immobilienbesitzer wussten, welche  wirtschaftlichen Ergebnisse von den Zwischennutzungen zu erwarten waren und konnten die erforderlichen Finanzmittel für Investitionen zur Verfügung stellen.

Um eine Nutzungsänderung für eine zeitlich befristete Zwischennutzung zu bekommen muss ein Bauantragsverfahren vollständig erfüllt werden. So als ob neu gebaut wird.

Anders  sieht es bei den vielen Ladenlokalen und Geschäften aus, die vereinzelt stehen und das Stadtbild beeinträchtigen. Hier den Eigentümer zu einer Zwischennutzung zu  überzeugen bedarf oft vieler Gespräche und Überzeugungskraft. Zuallererst müssen die Besitzer aber ausfindig gemacht werden. In unserem Viertel ist dieses Procedere leider noch nicht ausreichend entwickelt. Doch Abhilfe wollen wir mit dieser Seite schaffen. Wir beginnen damit, die Leerstände im Viertel aufzulisten. Wer Interesse hat, einen leerstand zu nutzen, sollte den Eigentümer aufsuchen und mit ihm sprechen.

Dem Bauantrag sind viele Anlagen beizulegen, die in keinem Verhältnis zur kurzzeitigen Zwischennutzung stehen.

Aber auch die potenzielle Zwischennutzer sind oftmals über die Problematik einer Zwischennutzung nicht informiert. Das Baurecht kennt keine »Zwischennutzung« – eine  befristete Nutzung von vier bis acht Monaten eigentlich gar nicht vorgesehen. Es gelten dieselben Auflagen und Vorschriften für Brandschutz, Fluchtwege, Parkplätze oder Sanitäranlagen  – und die damit verbundenen Kosten und Aufwand wie bei einer längeren Nutzung. Wenn ein Reisebüro in seinen Räumen eine Ausstellung organisiert  und 50 Kunden zur Eröffnung kommen, ist dies in Ordnung. Wenn das Reisebüro auszieht und, um einen Leerstand zu vermeiden, drei Künstler die gleiche Ausstellung veranstalten, müssen sie die ganze bürokratische Litanei eines Antrages auf Nutzungsänderung mit Bauantrag durchlaufen. Dies ist vollkommen unverständlich, denn die  Zwischennutzung weist keine höheren Risiken hinsichtlich Brandschutz etc. auf als beim Vormieter. Die Bauaufsicht der Stadt kann das nicht ändern. Sie arbeitet nach Vorschriften des Bundes und des Landes. Deshalb sollten die Parlamentarier sich dieser Problematik annehmen. Wir werden dafür Initiative ergreifen. Uns liegt daran,  bezahlbare befristete Nutzungen in Leerständen zu ermöglichen. Es kann nicht sein, dass der beste Rat an einen potenziellen Zwischennutzer ist »Fang einfach an und sieh zu, dass in den fünf bis zehn Monaten niemand von der Stadt eure Aktivitäten bemerkt.« re

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