PAULO GREUEL IST TOT. WIR TRAUERN UM EINEN MEISTER DER MALERISCHEN FOTOGRAFIE UND EINEN MITSTREITER.

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Wer zu uns in die Park-Kultur kam, konnte seine Werke bewundern. Es waren ganz besondere Fotografien, bei denen mit chemischen Prozessen und Farben experimentiert wurde. Paulo Greuel, 1951 in Blumenau/Brasilien geboren, verkörperte unser Kommunikationskonzept für Menschen mit unterschiedlichen Wurzeln. Am Sonntag wurde Paulo Greuel unerwartet aus dem Leben gerissen.

Frühjahr 2018: Unser Verein hat das Haus Oststraße 118 zur Zwischennutzung bezogen. Wir beginnen, hier eine Präsentationsbühne für die in Düsseldorf arbeitenden Kreativen aus allen Himmelsrichtungen zu schaffen. Dabei soll sich auch die Internationalität unseres Viertels widerspiegeln.

In dieser Zeit lernen wir Paulo kennen. Er stellt sich als Fotograf vor, der zwischen Campeche/Brasilien und Düsseldorf pendelt. Allerdings lernen wir rasch, dass es sich bei Paulos Werken nicht um die übliche Fotografie handelte. Unsere Redakteurin Yvonne Fraunhoffer beschreibt dies mit zwei Sätzen: „Paulos Werke sind eher Kunst als reine Abbildung. Er experimentiert mit Farben und den chemischen Prozessen bei der Aufnahme und Entwicklung der Bilder.“ Paulo sagt „Meine Fotografie hat mit Fotografie nicht viel zu tun, es ist eine malerische Fotografie.“

Diese Einzigartigkeit machte Paolo schon in seiner frühen Schaffensphase in den Achtzigern international bekannt. Renommierte internationale Magazine berichteten über ihn und veröffentlichten seine Kunstwerke. In den Jahrbüchern Photographis und European Photography wurden sein Arbeiten ausführlich gewürdigt und bekannte Museen und Galerien rund um den Globus zeigten sie, so unter anderem in Rio de Janeiro, New York, Berlin, Lissabon und Brüssel. In den 80er und 90er Jahren erhielt Paulo mehrere Auszeichnungen und Preise.

Paulo suchte den Kontakt zu uns, weil er unser multikulturelles Konzept schätzte. Kommunikation zwischen Menschen unterschiedlichster Herkunft ist das Markenzeichen der Park-Kultur. Als erstes brachte er brasilianische Musiker in die Park-Kultur. Im Sommer 2019 erklärten und spielten sie die Musik brasilianischer Genres. Donnerstags und Samstags spielten sie jeweils in wechselnder Besetzung.

Bei einem Brainstorming sagte er mir: „Weißt du, nach meinem ständigen Wechsel zwischen Deutschland und Brasilien spüre ich, dass die kreative Kraft vom Süden kommt und nicht vom Norden.“ So konzipierte Paulo eine brasilianische Ausstellung mit vielen Veranstaltungen von brasilianischen Künstlern, die in Düsseldorf leben und arbeiten oder Künstler/Innen mit starkem Bezug zu Brasilien. Der Event hatte auch schon einen Namen: „Brazilian Art @Park Kultur Düsseldorf“ – ein Einblick über das kreative Schaffen in Brasilien. Die verschiedenen Sparten – Bildende Kunst, Film, Fotografie plus Street Fashion Photography, Malerei, Musik, Literatur, Architektur – all dies war schon fix und fertig, samt Ausstellungen, Vorträgen, Filmvorführungen und Live-Musik, doch hatte die Pandemie einen Strich durch diese Rechnung gemacht – und das gleich zweimal.

Es wäre ein großartiges brasilianisches Fest geworden, dessen dritter dritten Versuch Paulo nicht mehr erleben durfte. Wir werden Paulos Werke zu einem späteren Zeitpunkt, verbunden mit einer Feier ausstellen.


Biografie:
Paulo Greuel wurde 1951 als Sohn deutscher Einwanderer in Blumenau (Brasilien) geboren. Ende der siebziger Jahre kam er zusammen mit seinem Vater nach Deutschland und ließ sich in Düsseldorf nieder. Greuel fotografierte zunächst als Autodidakt und studierte später Fotografie. Sein erstes Studio bezog er Anfang der Achtziger in Pempelfort (Nordstraße). Nach kurzer Zeit wechselte er in die Oststraße 119 – dies ist gegenüber der Park-Kultur – und wurde zu einem festen Bestandteil der Düsseldorfer Kunstszene. Hier entwickelte er seinen einzigartigen Stil in der künstlerischen Fotografie. Zusätzlich arbeitete Paulo Greuel mit Werbebildern, produzierte Editorials und war ein gefragter Partner für die in und mit Werbung arbeitenden Wirtschaft. Ab den Neunzigern (bis 2018) zog es ihn ständig zurück nach Brasilien. In Florianópolis hatte er sein Studio, und in Santa Catarina wohnte er. Dort produzierte er unter anderem die Serie „Cabeças de Santa Catarina“, in der er die bedeutendsten Persönlichkeiten Brasiliens porträtierte. 2018 wechselte er letztmals nach Düsseldorf. Die Pandemie verhinderte eine nochmalige Rückkehr nach Brasilien.

Am Sonntag, den 19. Dezember starb Paulo Greuel. Er hinterlässt drei erwachsene Töchter.

1 Kommentar

  1. Wir könnten uns wirklich gut leiden. Krankheit und Corona kam zwischen unsere Zusammenarbeit, leider. Einfach traurig Mein Beileid an die Familie.

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