Etwas mehr als 1000 japanische Kinder leben in Düsseldorf. Sie könnten in jeden Düsseldorfer Kindergarten gehen und jede Schule besuchen. Diese Angebote werden nur von wenigen wahrgenommen – meistens von Kindern, deren Eltern langfristig oder für immer in Deutschland bleiben wollen. Doch das sind die wenigsten. Die meisten bleiben nur bis zu fünf Jahren in Düsseldorf und kehren dann in ihre Heimat zurück.
Dafür, dass der Eingliederungsprozess in das dortige Ausbildungssystem problemlos über die Bühne geht, sorgen die japanischen Kindergärten und die japanische Schule in Düsseldorf.
Vier Kindergärten stehen für die für die 3- bis 6-jährigen bereit. Einer von ihnen ist der EKO-Kindergarten e. V., der montags bis freitags von 7:30 bis 16:30 Uhr geöffnet ist. Er wird je zur Hälfte von japanischen und deutschen Kindern besucht. Geleitet wird der Kindergarten von der Deutschen Sylvia Ehard, der als gruppenübergreifende japanische Fachkraft Mamiko Motokava sowie weitere vier japanische und fünf deutschen Fachkräfte zur Seite stehen.
Der Kindergarten wurde 1999 von Herrn Numata gegründet und wird von der Stadt mitfinanziert. Sein Besuch ist beitragsfrei. Um in Deutschland anerkannt zu werden absolvierten die japanischen Erzieherinnen in ihrer Heimat eine vierjährige Ausbildung. Der Kontakt zu Japan wird auch durch den japanischen EKO Partnerkindergarten in Utsunomiya aufrechterhalten. Der EKO Kindergarten e. V. hat sich in den zwanzig Jahren seines Bestehens einen sehr guten Ruf erworben. Derzeit ist die Warteliste 116 Namen lang, und das bei nur zehn Plätzen, die im Jahr auf der deutschen und japanischen Seite vergeben werden.
Der pädagogische Schwerpunkt liegt im Kulturaustausch, schon durch das tägliche Zusammenleben bestimmt. Dabei lernen die Kinder auch die nationalen Feste aller Religionen und Kulturen kennen und feiern diese gemeinsam. So das japanische Teufelsfest im Februar und das Puppenfest Anfang März. Oder auch den deutschen Martinsumzug am 11. November.
Der Kindergarten arbeitet sozusagen »im Wechsel«, das bedeutet an jeweils zwei »japanischen« und zwei »deutschen« Tagen in der Woche. Am fünften Tag findet die buddhistische Zeremonie im Haus statt. Die Zweisprachigkeit dieser Einrichtung ist ein wesentliches Merkmal dafür, dass die Kinder die Möglichkeit haben, in ihrer Kindergartenzeit Teile einer anderen Sprache, Kultur, und Religion kennenzulernen. An »Deutschen Tagen« sind die Kinder in drei Gruppen mit jeweils 20 Kindern aller Altersgruppen zwischen drei und sechs Jahren eingeteilt. Diese Gruppen heißen Hasen-, Raben- und Froschgruppe. Jeder Gruppe wird ein Ziel gesetzt, das es zu erreichen gilt. Dabei sollen die Kinder sich frei entfalten können, aber auch Regeln einhalten.
An »japanischen Tagen« werden die Kinder in drei altershomogene Gruppen aufgeteilt. Diese heißen Sumire- (3 bis 4 Jahre), Yuri- (4 bis 5 Jahre) und Fujigruppe (5 bis 6 Jahre).
In der pädagogischen Tagesarbeit werden deutsche und japanische Erkenntnisse genutzt. Der deutsche theoretische Ansatz basiert auf Leben und Lernen in Erfahrungszusammenhängen. Dabei werden die Bildungsinhalte aus dem Leben der Kinder aufgegriffen und möglichst von den Kindern selbst mitbestimmt. Die Situation der Kinder muss ganzheitlich gesehen werden. Das heißt, die Familie und das Umfeld sollen in die Arbeit mit einbezogen werden.
Im japanischen Verständnis ist die Grundlage der Kindererziehung die Schaffung einer geeigneten Umgebung, die auf die Besonderheiten des Kindergartenalters abgestimmt ist. In den japanischen Gruppen wird vor allem Wert auf die Gruppenzugehörigkeit gelegt. Etwas gemeinsam erarbeiten, den anderen achten und schätzen sind wichtige Ziele. Einmal pro Woche stehen Rhythmik-Unterricht sowie japanischer Sport auf dem Plan.
Die Eltern sind in einem Elternrat organisiert, der vor allem die zahlreichen Feste mit organisiert. Auch helfen Eltern mit, wenn gezeigt wird, wie japanisches Essen hergerichtet wird – so etwa beim »Teufelsfest«, wenn Sushi und andere Gerichte zelebriert werden.
Nur ein paar Schritte von EKO-Kindergarten e. V. entfernt liegt der rein japanische Kindergarten, der von Koji Oba geleitet wird. Ein privater Verein hat ihn 1983 gegründet. Damit ist er der älteste japanische Kindergarten außerhalb Japans. Acht Erzieherinnen und zwei Sportlehrer betreuen die rund 100 japanischen Kinder. Dazu kommen, insbesondere für den Sprachunterricht, einige Honorarkräfte. Die pädagogischen Fachkräfte wurden alle in Japan an Hochschulen ausgebildet, über das Internet rekrutiert und nach persönlichen Gesprächen ausgewählt. Die Pädagogen möchten, ähnlich wie im EKO-Kindergarten e. V., im Zeitalter des Computers die Kreativität der Kinder fördern. So wird auf die musischen Fächer Wert gelegt. Für die Musikschule gibt es ausreichende Anzahl an Melodika, der Chor ist gut besetzt. Theatergruppen üben zahlreiche Stücke und beim Gartenbau lernen die Kleinen das japanische Gemüse kennen. Zweimal in der Woche gibt es Deutsch- und Englischunterricht. Zum Ausgleich steht ein umfangreiches Sportangebot zur Verfügung.
Die Eltern werden intensiv in die Arbeit einbezogen. Sie können am Unterricht teilnehmen. In intensiven Elterngesprächen wird der jeweilige Entwicklungsstand der Kinder besprochen. Der monatliche Beitrag beträgt zurzeit 390 Euro bei einer einmaligen Aufnahmegebühr von 900 Euro. Auch hier gibt es eine Warteliste, doch ist diese nicht so lang wie im EKO-Kindergarten