„Wir gehen zum Japaner“, sagen viele, wenn sie Sushi oder Sashimi meinen. Doch für Japaner ist diese „Hausnummer“ ungefähr so, als würde man die deutsche Küche einzig und allein mit Sauerkraut, Eisbein und Bratkartoffeln in Verbindung bringen.
Wer die Vielfalt der Küche Nippons erleben und vor allem schmecken möchte, sollte sich in Little Tokyo, dem japanischen Viertel rund um die Immermann- und Klosterstraße, umsehen. Über dreißig gastronomische Betriebe fahren alles auf, was Japans Küche an Vielseitigkeit und Qualität zu bieten hat. Dazu gehört auch, dass saisonale Zutaten, beste Qualität, traditionelle Speisen und kunstvolles Anrichten ein Gesamtkunstwerk sind.
Die rund 8000 in Düsseldorf lebenden Japaner wissen das zu schätzen. Für sie ist diese kulinarische Vielfalt ein Stück Heimat. Dieses war nicht immer so. In den fünfziger bis achtziger Jahre hatten die Neubürger aus Fernost andere Sorgen, als im „Gault Millau“ gut abzuschneiden. Zuerst mussten die wirtschaftlichen, sozialen und bildungsmäßigen Voraussetzungen geschaffen werden, um in der neuen Heimat Fuß fassen zu können. Die Kindergärten, Schulen, Handelskammer und der Japanische Klub sind jetzt alle fast fünfzig Jahre alt.
Die Gastronomie hinkte hinterher. Zwar gab es schon zu Gründerzeiten einige recht passable Restaurants, doch war das Angebot noch weit von der heutigen Palette entfernt. Der Wechsel zur heutigen Vielfalt hat ein Gesicht: Es ist der 48jährige Unternehmer Haruhiko Saeki. Als dieser im Jahre 1995 nach Düsseldorf kam, arbeitet er zunächst zwar für einige Zeit in einem Restaurant in der Immermannstraße, doch im Jahre 2000 war es mit dem Angestellten-Dasein vorbei und Haruhiko Saeki übernahm das „Kushi Tei of Tokyo“. Das war sein erstes Unternehmen.
Das „Kushi
Tei“ ist eine „Izakaya“, wie die Japaner das Mittelding zwischen Restaurant und
Kneipe nennen. Hier herrschen Kneipenatmosphäre und gute Stimmung. Es ist laut
und wuselig und die Einrichtung schlicht. Fast ausschließlich japanischen
Gästen sitzen an den Tischen oder an der Theke.
Das kulinarische Motto „Kushi und Sushi“ scheint vor allem die hippe japanische
Jugend anzusprechen, jedoch inzwischen auch immer mehr junge Europäer. Der offene
Yakitori-Grill mit umlaufender Theke ist das Herzstück des Lokals. Die
Spezialität hier sind die Grill-Gerichte. Erste Wahl sind die köstlichen Yakitoris,
die, wenn man so will, japanische Antwort auf Schaschlik. Die Zutaten werden
dabei auf Bambusstäbchen gespießt und über Holzkohle gegrillt, womit ein ganz
besonderes Aroma erzeugt wird. Die Kushis sind auch Bestandteil von Menüs, die
auch üppig und frisch belegte Sushi enthalten.
Nur wenige Schritte weiter, auf der Immermannstraße 28, übernahm 2003 Herr Saeki
ein Café. Das „Relax“ war sein zweiter Gastro-Betrieb. Mit ihm sollten vor
allem junge Kunden angesprochen werden. Kuchen, Snacks und kleine Speisen waren
zunächst das Angebot. In diesem Jahr wurde das Café neu konzipiert und heißt
nun „Tonkatsu GONTA“.
Hat das „Kushi Tei of Tokyo“ schon die
kulinarischen Gerichte abseits von Sushi und Sashimi vorgestellt, so wird die
Vielfalt der japanischen Küche mit dem Ramen-Haus „Takumi“ erweitert (2007). Die
japanischen Nudeln nach hauseigenem Rezept werden extra
von einem traditionellen Ramen-Hersteller aus Sapporo importiert. Um die Brühe
stark und schmackhaft werden zu lassen, werden Hähnchen und Schweineknochen
zusammen mit Gemüse und Kombu oft über Stunden in einem Kessel gekocht und
anschließend mit Salz, Miso oder Soya Sauce abgeschmeckt. Um in den Genuss
dieser Suppen zu kommen, müssen die Kunden Zeit mitbringen: das zeigen auch die
langen Warteschlangen vor dem „Takumi“.
Dieser Erfolg animierte Herrn Sarki zu weiteren, unterschiedlich ausgerichteten,
Restaurant-Gründungen. Seine Firma Brickny eröffnete 2012 das „Umaimon“, Hansallee
244. „Umaimon“ ist das erste Restaurant außerhalb von Little Tokyo. Auf seiner
Speisekarte stehen hauptsächlich Nudel- und Hähnchengerichte, darunter der
Renner Noukou Torisoba, jene spezielle Nudelsuppe mit Hähnchen-Hackfleisch und
Gemüse. Im selben Jahr wurde das „Takumi II“ in der Oststraße 51 eröffnete. Es
unterscheidet sich vom ersten „Takumi“ unter anderem auch durch eine deftigere Brühe.
Mit den Neugründungen geht es weiter. 2015 kam das „Yaki-The-Emon“ in der Klosterstraße dazu. Seine Besonderheit: Nirgendwo sonst lassen sich so leckere „Okonomiyaki“ (japanischer Pfannkuchen) finden. Auch das Sake-Angebot sticht hervor.
Im Oktober 2017 eröffnete das Takumi III in der Klosterstraße mit der Betonung auf vegetarisch.
Als bislang letztes Restaurant in Düsseldorf kam das „Japanese Yakiniku AH-UN“ in Oberkassel im Dezember 2017 zur Brickny-Gruppe hinzu. Hier ist in jedem Tisch ein japanischer Grill eingelassen, auf dem die Gäste ihre Stücke der Wagyu-Rinder selber grillen können.
So unterschiedlich die Angebote sind, eines ist ihnen
gemeinsam: es handelt sich jeweils um authentische japanische Küche, die nicht
auf den europäischen Geschmack abgestimmt wurde. Oberstes Ziel ist es, Produkte
aus 100 Prozent natürlichen Zutaten anzubieten, die durch ihren Geschmack und
ihre Bekömmlichkeit herausragen. Viele Zutaten werden aus Japan von
ausgewählten Herstellern importiert. Zum Beispiel Nudeln, die in Japan extra
für die Brickny Restaurants hergestellt wurden und einem besonderen
Reifeprozess unterliegen.
Mit seiner „kulinarischen Philosophie“ hat Haruhiko Saeki den japanischen
Landsleuten nicht nur ein Stück Heimat vermittelt, sondern er hat gleichzeitig
andere japanische Kollegen gemäß dem Motto „Konkurrenz belebt das Geschäft“ ermuntert,
die Küche Japans authentisch zu vermitteln. Die Vielfalt des japanischen
Angebots in Düsseldorf spiegelt das Ergebnis wider.
Die Brickny-Gruppe wächst außerhalb Düsseldorfs weiter. Jetzt gibt es
Restaurants in Amsterdam, Barcelona, Berlin, Frankfurt, Hamburg, Leipzig und
München.