Hilfe, ich bin analog!

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Musikkabaret mit Norbert Stang- Eine Mixmedia Performance.

Freitag 21. April , Beginn 20.00 Uhr Parkkultur – Oststr. 118 Eintritt frei, Spenden erbeten.

ALTES WIRD KÜNSTLERISCH NEU INSZENIERT, IN DER PERFORMANCE VERSCHMELZEN SINNLICHE EINDRÜCKE. DER DÜSSELDORFER KÜNSTLER NORBERT STANG – BERUFSBEZEICHNUNG „MIXMEDIA PERFORMANCE ARTIST“ – BESCHREIBT SEINE EIGENWILLIGEN BLOCKFLÖTEN-PROJEKTE UND -VISIONEN.

Wasserrohr, Farb- Sanduhrflöten

von Norbert Stang

Wenn es um die Kunst geht, fällt es schwer, zwischen Gefühl und Arbeit zu trennen. Im Grunde ist meine Flötenarbeit nur in Deutschland möglich gewesen, aber erst ein amerikanischer Tänzer hat das Potenzial darin entdeckt – so kam es 1999 zu einer Zusammenarbeit und Aufführung im Lehmbruckmuseum in Duisburg. Künstlerisch war die Flötenarbeit für mich gerade dadurch so bereichernd, da ich als Performancekünstler schnell die Gefahr der Beliebigkeit in der Bildenden Kunst erkannt habe, die außer Spektakel und Grenzensprengung vor allem durch Inhaltslosigkeit glänzt. Ich würde heute sogar behaupten, dass die Wasserrohrflöte als Kollektiverfahrung therapeutischen Charakter besitzt. Hierbei möchte ich mich außerdem bei Johannes Fischer bedanken, der einen wesentlichen Teil zu meiner Inspiration beigetragen hat.

DIE WASSERROHRFLÖTE

1992 war mein künstlerisches Schicksalsjahr. Mein großes Glück war, dass Prof. Gerhard Braun an mich herantrat, das Flötenkunstvideo flute-lifting für sein Symposion im Schloss Gottesaue in Karlsruhe zu produzieren. Das war die Geburtsstunde zu der Idee der Wasserrohrflöte (ein F-Bassblockflötenkopf, ein durchsichtiges Acrylrohr sowie ein Entwässerungskrümmer). Der Clou war ein im Kopf installierter piezokeramischer Tonabnehmer, der die Luftschwingung in ein elektrisches Signal umwandelte, somit verstärkbar über Effektgeräte und Gitarrenverstärker. Die Show gliederte sich in zwei Teile: Ohne Wasser: anblasen über Trompetenmundstück und über einen Schlauch – allmähliche Verstärkung; percussives Bespielen – ein Signal in einer Echoschleife halten Mit Wasser: Das Publikum gießt durch einen Stutzen Wasser in die Skulptur (ca. 1 Liter). Währenddessen improvisiere ich auf einer Tenorflöte nach Denner. Ist die Skulptur mit Wasser gefüllt, wird sie langsam bespielt: Ähnlich der Wasserwaage wird der Wasserstand durch Bewegung des Instruments verändert, somit die Klangmodulation. Durch den Einssatz von Delay, Harmonizer, entstehen z. B. klagende Gesänge, wie bei einem Wal.

DIE FARBFLÖTE

 Die Farbflöte ist der kleine Bruder der Wasserrohrflöte. Innerhalb eines ein Projektes der Yehudi Menuhin Stiftung Deutschland (siehe: www.mus-e.de) unterrichtete ich 2000- 2003 eine Grundschulklasse in künstlerischer Gestaltung. Schwerpunkt war der Bau einer Klangskulptur: So entstand die Farbflöte. Einer englischen Whistle ähnelnd, spielten die Kinder das Instrument nach den Farben durch einen Seilzug. Im Vergleich zur Wasserrohrflöte können die Töne gehalten werden, sie steht außerdem im künstlerischen Kontext zu den Schüsselbildern.

DIE SANDUHRFLÖTE

Die Sanduhrflöte ist als Projekt im Bereich Bildende Kunst „Künstler und Schule“ geplant. Das Instrument ist eine Klangsskulptur. Sie vereinigt die Komponenten Zeit/Bild/Klang/Raum und verinnerlicht Aspekte aus der Akustik, Optik und Elektronik. Materialien: Bassblockflötenkopf, durchsichtiges Acrylrohr, Sand, Tonabnehmersystem, Stativ (Höhe circa 2,5 m). Zielsetzung: Eine Klangperformance live. Es sind Schüler ab 16 Jahren angesprochen, deren Interessenfelder aus Musik, Computer, digitalen Bild- und Tonmedien bestehen, da im Sinn einer Internetpräsenz Klang und Bild der Sanduhrflöte 24 Stunden im Internet abrufbar gemacht werden sollten. Die Sanduhrflöte ist einer riesigen Blockflöte vergleichbar, jedoch wird sie nicht gegriffen, um unterschiedliche Töne zu erzeugen, sondern es wird Sand, in Zeitzonen gefärbt aufgeteilt, in das durchsichtige Rohr gefüllt, der allmählich heraus fließt: Entsprechend der abnehmenden Höhe des Sandstandes im Rohr werden die Klänge langsam tiefer. Die Flöte kann über Gebläse oder durch einen Protagonisten bespielt werden. Fließgeschwindigkeit des Sandes und somit Tonmodulation sind variabel. Der Klang wird durch einen Tonabnehmer im Flötenkopf elektronisch abgenommen und kann somit verstärkt werden oder aber die akustischen Signale werden direkt in unterschiedliche Tonmodule aufgefangen. Hier beginnt der kreative Ansatz für die Schüler. Es ist ihre Aufgabe, das Zeitklangkontinuum in seinen Unterschieden herauszufinden, es digital zu konservieren und mit den gespeicherten Klängen zuzüglich eigener Instrumentierung eine Komposition zu erarbeiten, die sich gerade mit der Schnittstelle Zeitklang, die dieses Instrument stofflich sichtbar macht, beschäftigt (Ensemblegröße variabel). Durch den gefärbten Sand wird der Farbton zu Farbklang, dessen Materialität fühlbar bleibt und eine den Sand auffangende Schale zum Mitakteur der Klangskulptur werden lässt (Videodokumentation der Klangperformance /Erstellen von Sandbildern). Somit gibt es unterschiedlichste Aufgabenfelder im Bereich Bild und Ton. Wichtig ist es, den Schülern zu vermitteln, dass sie teilhaben an einer Weltpremiere, in der sie aktiv mitgestalten! Höhepunkt ist die Darbietung der Sanduhrflöte vor Publikum, wo sie in einer Gemeinschaftsarbeit das Crossover von Zeit-Klang im Raum auf klangskulpturale Weise vermittelt.

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