Der Verein „Unsere Straßen- unsere Künstler“ realisiert ein einmaliges Projekt. Viele Straßen sind nach den Künstlern der Düsseldorfer Malerschule benannt. Aber kaum jemand weiß, wer hinter diesen Namen steckt. Dies greift der Verein auf. Er will die Künstler im Stadtbild präsentieren. Wir haben darüber mehrmals berichtet. Zusätzlich zur Information verschiedene Beiträge zum Download: Eine Projektbeschreibung, vier Module informieren mit Bildern, Vorspann, Modul 1 Die Düsseldorfer Malerschule im öffentlichen Raum der Künstlerstraßen Modul 2 Die Düsseldorfer Malerschule als gesellschaftliches Ereignis im Blaugrünen Ring Modul 3. Und ganz wichtig die Webseite des Vereins. Nun wird der Maler und Direktor der Kunstakademie Eduard Bendemann vorgestellt. Hierzu gibt es am 11. September in der Bendemannstraße ein Straßenfest. Allerdings war es ein langer Weg, bis es zu dieser Präsentation kam, wie folgender Beitrag zeigt.
Künstlerfreunde am Parkhaus
Nach einigen Jahren Vorarbeit steht nun endlich das bereits im Juni 2020 mehr als halbseitig in der Rheinischen Post angekündigte Teilprojekt „Bendemannstraße“ vor der Realisierung. Mit dem Titel: „Eduard Bendemann? Nie gehört!“ wurde damals dort das Projekt vorgestellt, das bis dahin nur als Entwurf existierte. Die lange Zeit zwischen Ankündigung und Realisierung ist auf die schwierigen Genehmigungsverfahren und die Bemühung um Finanzierung zurückzuführen. Alles konnte jetzt durch die ehrenamtliche Arbeit vor allem des Vereinsmitglieds Reinhard Röseler von „Unsere Straßen – unsere Künstler“ und der Ideengeberin Inge Sauer mit der finanziellen Hilfe durch „Neustart Kultur“ und Geldern der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse endlich realisiert werden. Während dieser langen Vorlaufszeit hat eine Gruppe von Institutionen und Akteuren vor Ort unter der Leitung von Pastor Dr. Kupfer von der Freien Evangelischen Gemeinde und Frau Bohl von der Diamorphinambulanz zusammengefunden, die sich langfristig für das Thema engagieren will. Bendemann wird so zum Mittler zwischen der für viele, die sich hier aufhalten, nicht eben komfortablen Welt und der Welt der Kunst und Fantasie.
Als Eyecatcher prägen ab 23.08.2022 zwei großflächige Plakate am Parkhaus das Straßenbild. Unübersehbar ist das dann das Bild in 6m Breite und 5 m Höhe über der Einfahrt zum Parkhaus sowie das Plakat auf der Rückseite des Gebäudes. Mit der Plakathängung startet nach langer Vorbereitungszeit die Projektrealisierung, die die Beteiligten mit einer Kick-off-Veranstaltung am 23.08.2022 um 14:00 bis 14:30 an der Freien Evangelischen Gemeinde in Bendemannstraße 16 begleiteten.
„Familie Bendemann und ihre Freunde“
Das Bild gehört zu den Schlüsselwerken der Düsseldorfer Malerschule, und dokumentiert den engen familiären Zusammenhalt zwischen den Künstlern. Es ist ein emeinschaftsbild der Maler Bendemann, Hildebrandt, Hübner, Schadow und Sohn, im Mittelpunkt steht die kleine Emma und deren schöne Mutter Pauline, eine Schwester Bendemanns und Ehefrau von Julius Hübner. Das Bild „Familie Bendemann und ihre Freunde“ oder „Der Schadow[1]Kreis“ hängt im Kaiser Wilhelm Museum Krefeld.
Die Spuren des Nationalsozialismus
Die Geschichte der Bendemannstraße ist ein trauriges Beispiel nicht aufgearbeiteter Geschichte des Nationalsozialismus. Von 1900 bis 1937 trug die Straße an der Nordseite der Kunstakademie den Namen „Bendemannstraße“. Eduard Julius Friedrich Bendemann war von 1859 bis 1867 Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie. Wie Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Friedrich Lessing kam er aus einem großbürgerlichen jüdischen Berliner Elternhaus. Auch er war getauft, wie auch sein Vorgänger als Direktor der königlichen Kunstakademie Schadow, der auch sein Freund und Lehrer war. Während Schadow und die zentral gelegene, beliebte Schadowstraße den Nationalsozialisten offenbar zu populär war, um sie umbenennen zu können, hatten sie es mit der Bendemannstraße leichter. Eduard Bendemann, der die Geschichte des Volkes Israel in seinen Bildern zum Thema gemacht hatte, war ihnen unwillkommen. „Eduard Bendemann ist einer der ersten, der jüdische und christliche Symbole in seinen Bilderwelten verschmelzt, so verweist er etwa auch die Bedeutung der Stadt Jerusalem für beide Religionen.“*
1937 wurde die 1900 nach ihm benannte Straße an der Nordseite der Kunstakademie in „Fritz-Roeber-Straße“ umbenannt. Fritz Roeber (1851-1924), ein konservativer Maler, wurde 1908 Direktor der Kunstakademie und gilt als Initiator der Deutschen Kunstausstellungen. Er starb 1924, war also kein Nazi, vertrat aber eine traditionelle Kunstauffassung, die ihnen genehm war. Nach dem Krieg dauerte es nochmal zwölf Jahre, bis die Stadt sich entschloss, einen Ausgleich für diese antisemitische Fehlentscheidung zu suchen. Die Straße, die nun 1956 nach Bendemann benannt wurde, zeichnet sich allerdings durch besondere Hässlichkeit aus – sie ist eine ziemlich verkommene Reststraße um ein Parkhaus mit zwei kurzen Stücken zur Charlotten- und zur Karlstraße hin.
2023 plant der Verein eine Aktion an der damaligen Bendemannstraße, die auf die jetzige Bendemannstraße und auf deren besondere Geschichte aufmerksam macht. Da alle unsere Straßenprojekte auf Nachhaltigkeit angelegt sind, werden die Aktionen durch die Menschen und Institutionen vor Ort selbständig weitergeführt.
Die Akteure und Akteurinnen vor Ort
Neben dem Verein „Unsere Straßen – unsere Künstler“ und dessen Mitglied Reinhard Röseler, mit dem bereits erwähnten Pastor der Freien evangelischen Gemeinde, Dr. Christian Kupfer, Thea Bohl und Pia Schütz von der Diamorphinambulanz, sind die St. Benedikt Schule, die Düsseldorfer Drogenhilfe, die Bahnhofsmission, platzgrün! und viele weitere Institutionen am Projekt beteiligt. Ein Straßenfest mit allen Beteiligten und den Anwohnern findet am 11. September 2022 um 12:00 bis 15:30 in der Bendemannstraße statt. Hierzu sind alle herzlich eingeladen.
Lebende Bilder wurden schon in der naheliegenden Schule durch die Künstlerin Gabi Luigs und mit „Arbeit und Leben“ im Studio 111 mit Erwachsenen mit geistiger Behinderung realisiert. Eine Broschüre zur Geschichte der Bendemannstraße erscheint in Kürze.
Gesichter und Geschichten zur Düsseldorfer Malerschule – wo man sie erleben kannIn diesem Jahr steht zusätzlich die Bespielung der Schadowstraße im Mittelpunkt. Zur Wiedereröffnung sind eine Reihe von Veranstaltungen und die großflächige Visualisierung Schadows auf seiner Straße geplant. Dazu gibt es eine separate Presse-Information. Gleichzeitig möchten wir auf die ständig wachsende kleine Mintrop-Galerie am Bahndamm auf dem Mintropplatz aufmerksam machen. Auch am Mintropplatz und auf der Lessingstraße gibt es immer wieder Aktionen, die auf die Künstler aufmerksam machen und das Projekt fortschreiben.
*Irene Dänzer-Vanotti in ihrem Zeitzeichen vom 7. 3. 2016