Geburtstag, aber kein Grund zu Feiern.

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Happy Birthday – Aber kein Grund zu feiern!

Die Park-Kultur hat heute Geburtstag. Am 2. Februar 2018 eröffneten wir mit der Ausstellung unserer japanischen Künstler*Innen „Auf Zuruf Japan“ diese Begegnungsstätte als Bühne für die Düsseldorfer Kreativen; hier können sich alle diejenigen repräsentieren, die ansonsten keine ohne nur sehr schwer einen Ort finden, sich darzustellen. Das ist die Zielsetzung unseres Vereins „Düsseldorf darstellen und vermitteln e.V.“: die Vielfalt Düsseldorfs möglichst vielen Anwohnern, Besuchern und Interessenten aufzuzeigen und vermitteln. Denn die Vielfalt und die damit ausgelöste und erlebte Lebensqualität ist ein Wesensmerkmal unserer Heimatstadt.  

Bis Corona haben wir in den genau zwei Jahren einiges vermittelt.

Ausstellungen

32 Ausstellungen wurden realisiert, in denen rund 250 Künstler*Innen ihre Exponate präsentierten. Die Ausstellungen und deren Exponate spiegeln mit über zwanzig Nationalitäten die internationale Vielfalt der Düsseldorfer Kunstschaffenden, die unterschiedlichen Akademie- Generationen, das unterschiedliche soziale, demografische und Wohnumfeld sowie mehrere Maler-Generationen wider.

bis zu Corona 32 Ausstellungen von rund 250 Künstlern*Innen

Live-Konzerte

Bis zur Corona-Krise präsentierte sich wöchentlich eine Musikgruppe unterschiedlicher Genres und Nationalitäten und sorgten für den einzigen, regelmäßig bespielten musikalischen Standort im Viertel.

Bis Corona jeden Samstag Live-Musik in der Park-Kultur

Lesungen – Vorträge

Düsseldorfer Schriftsteller*Innen lesen regelmäßig aus Ihren Büchern und Gedichten. Für Viele war dies die erste Lesung vor einem öffentlichen Publikum.

Historisch oder international ausgerichtete Vortragsreihen werden dem jeweiligen Fach- oder nationalen Publikum angeboten.  

Lesungen Düsseldorfer Schriftsteller*Innen und Internationaler Erzähler

Workshops

Verschiedene Vereine, Initiativen und NGOs führten ihre Workshops durch. Ob Gitarrenschule, Migrationsverein oder internationale Gruppen die Nutzer sind, die Themen sind vielfältig und unbegrenzt.

Workshops für Startups und Investoren

Stadtteilarbeit

Zusammen mit den Ämtern der Stadt, den Geschäftsleuten und Anwohnern im Viertel wird über die Möglichkeiten, das Viertel schöner zu gestalten gesprochen. Dabei wird von den Vorstellungen der Stadt ausgegangen. Vorschläge werden erarbeitet und die Umsetzung geplant.

Zusammen mit den Anwohnern und Geschäftsleuten wird die Bismarckstraße belebt

In der Corona-Zeit seit einem Jahr änderten sich die Aktivitäten an oder mit Corona.

Wir erprobten und praktizierten digitale Formate, zunächst für die kreative Szene, Musiker, bildende Künstler, Literaten und NGOs. Wir zeigten, welche digitalen Praktiken für den Kulturbereich möglich sind. So ließen wir unsere Mitbewohner, aber auch die Freunde unserer Heimatstadt, in einem einmaligen Projekt Düsseldorfs internationale Musikszene erleben. 

Im Streamingkanal https://dmitte.de/tv/ sendeten wir fast täglich von 20:15 bis 21:15 Konzerte unterschiedlichster Genres – von der Klassik, Oper, Operette, Jazz, Rock, Elektromusik bis zu Rap. Oder Lesungen Düsseldorfer Literaten, Vorträge von Historikern oder Talks mit Künstlern und Politikern. In rund 100 Veranstaltungen hatten die Kunstschaffenden in Düsseldorf Gelegenheit, in digitalen Formaten vor einem großen Publikum aufzutreten. Alle Sendungen sind in unserer Mediathek https://dmitte.de/tv/ kostenlos abrufbar. Sie spiegeln die Vielfalt der Düsseldorfer kreativen Szene wider, hatten auch gutes -auch internationales- Feedback. Für diese Auftritte gab es keine Gage, weder für die Künstler*Innen noch für die ehrenamtlichen Mitarbeiter, die fast täglich vier bis sechs Stunden aufopferungsvoll dafür sorgten, dass die Veranstaltungen professionell realisiert wurden. Dies alles war ein Beitrag, der die Düsseldorfer Kreativ- und Kulturszene nach außen hin darstellte.

Nun ist es still geworden; aufgrund der Schutzregeln und weil wir auch kein technisches Equipment mehr haben. Anmerkung: Spendenaufrufe, Förderanträge blieben – bis auf eine kleine Ausnahme – erfolglos.

Warum kein Grund zu Feiern?

Düsseldorf liebt das Image einer Kunst- und Kulturstadt. Mit diesen Begriffen schmückt sich das offizielle Düsseldorf in Hochglanzbroschüren und Festreden. Dort ist die Kultur ein Standort- und Innovationsfaktor, ein globales Aushängeschild. Die Akademie, die freischaffenden Künstler*Innen werden aufgezählt. In Wirklichkeit zählen diese Zahlen nicht. Was das offizielle Düsseldorf nicht liebt und verschweigt, sind die, welche die Kultur, die Kreativität, die Vielfalt, schlicht das Lebenswerte in der Stadt erschaffen, veredeln, vermitteln und leben: die Kreativen in Düsseldorf.

Für die Kulturschaffenden geht es in dieser Krise nicht um „Kultursubvention“, sondern um Beschäftigung, Wertschöpfung und Gleichbehandlung mit den Empfängern von Kurzarbeitergeld und Rettungsschirm-Milliarden. Geldern aus Steuereinnahmen, zu denen auch die Künstler*Innen beigetragen haben. Sie sind nämlich ganz normale Menschen, die einen künstlerischen Beruf ausüben, Steuern zahlen und Werte schaffen. Zusammen mit Kulturstätten, Bühnen, Labels, Verlagen bilden sie eine Branche, die „ohne ihre Werke nichts zu verwerten, nichts zu verbreiten hätte“, schreibt die FAZ vom 30. Januar. Und weiter: „werden sie dann durch staatliche Maßnahmen – die wir nicht in Frage stellen – an der Ausübung ihres Berufes gehindert, steht ihnen eine angemessene Entschädigung für das zu, das sie nicht erwirtschaften dürfen“. Sicherlich ist in dieser Sache Düsseldorf als einzelne Kommune nicht der Ansprechpartner. Es sei Angelegenheit des Landes und des Bundes. Auch dort haben wir unsere Repräsentanten aus den verschiedenen Parteien hineingewählt. Aktivitäten für die Belange der Kulturschaffenden sind uns nicht bekannt. Abe auch die kommunale politische Spitze ist nicht gezwungen, nur die Gesetze und Verordnungen von denen da oben auszuführen.

Von unserem ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker stammt folgendes Zitat “Kultur ist kein Luxus, den wir uns nach Belieben leisten oder streichen können, sondern der geistige Boden, der unsere innere Überlebensfähigkeit sichert.“ Tempora mutantur. Denn heute gilt die Systemrelevanz. Diese wird in der Coronakrise in den Gesprächen zwischen den Ministerpräsidenten und der Kanzlerin festgelegt. Da kommt der Kulturbetrieb nicht gut weg. Auch wenn die Zahlen des statistischen Bundesamtes eine andere Bewertung abgeben. In der Ausformulierung der Regelungen geht es nicht nur darum, dass grundsätzlich die gesamte Kultur als nicht „systemrelevant“ (für welches System bitte?) angezeigt wird. Auch in den wenigen noch erlaubten Nischen werden die Schwächsten in der Systemkette, die freiberuflichen und/oder arbeitslosen Künstler/Innen, degradiert und diskriminiert. Zum Beispiel heißt es in §8 der jetzigen Regelung „Der zur Berufsausübung zählende Probebetrieb sowie zur Berufsausübung zählende Konzerte und Aufführungen ohne Publikum zur Aufzeichnung oder Übertragung in Fernsehen, Radio und Internet sind weiterhin zulässig.“ Nach Rücksprache mit dem Düsseldorfer Ordnungsamt heißt dies: Musiker in einem arbeitsrechtlichen Vertragsverhältnis (z.B. bei den Symphonikern oder Oper) üben einen Beruf aus und können proben. Freiberufliche Musiker ohne mit einer Gage vereinbarten Auftrittstermin, arbeitslose Musiker, die alle üben keinen Beruf aus und dürfen nicht proben. Diejenigen, die ihr Gehalt weiterbeziehen, die dürfen proben.

Denjenigen, denen die Ausübung ihres Berufes untersagt wird, die sich ständig am Markt behaupten müssen und auf Proben angewiesen sind, ist das Proben verwehrt. Und Livestreams nur für das Big Band Orchester des WdR oder der Düsseldorfer Symphoniker? Die Band, die sich ohne Gage wenigsten einem Online-Publikum präsentieren möchte und einen kulturellen Beitrag leistet, nein, die darf das nicht. Schärfer und deutlicher kann diese Verachtung der kreativen Szene nicht definiert werden. Sie gehört offenbar nicht in das System!

freischaffende Musiker*Innen der Expats üben ständig in der Park-Kultur

Es ist durchaus möglich, im kommunalen Rahmen die Regelungen so auszulegen, so zu definieren und mit Hygienevorschriften zu versehen, dass die freischaffenden -die zurzeit aber keinen Beruf ausüben dürfen – Künstler*Innen üben und streamen können.

Auch die Park-Kultur ist betroffen, hier ist es jetzt still. Wir hoffen, dass die über dreißig Bands, viele Literaten, welche auf unserer Warteliste stehen, bald die Gelegenheit haben, bei uns aufzutreten, mit oder ohne Live-Publikum. Aber heute haben wir keinen Grund zu feiern!

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