Die japanische Schule: Eine Partnerschaft der besonderen Art

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Die Schule am Niederkasse­ler Kirchweg ist die älteste und größte japanische Schule im westlichen Ausland. Seit 1971 sorgt sie dafür, dass ihre Absolventen später im Hei­matland einen nahtlosen Anschluss an das japanische Schulsystem finden können.

Dafür sorgen die Japaner selbst. Denn per Gesetz regeln sie den Status und die Orga­nisation der Schule im fernen Deutschland. Für das Kultus­ministerium in Tokyo ist die »Japanische Internationale Schule e. V. Düsseldorf«, wie sie offiziell heißt, eine »Anstalt im Ausland, die den gesetz­lich vorgeschriebenen Mittel­schul-Lehrgang« hat. Damit kommen die Schüler der in Japan gültigen Schulpflicht nach.

In der fast 50jährigen Schul-Ge­schichte präsentiert sich die Schülerzahl äußerst wechselhaft. Im Gründungsjahr startete die Schule mit 43 Schülerinnen und Schülern, diese Zahl stieg im Folge­jahr bereits auf 167, im Jahr 1975 auf 500 und dann, mit der bauli­chen Erweiterung (1979) auf 700. Im Jahr 1992 wurde der Rekord erreicht: 1.000 Schülerinnen und Schüler; inzwischen sind es wieder 500 Schüler. Das hat einen banalen Grund: Die Zahl der verheirateten Ehepaare mit Kindern, die von den Firmen nach Düsseldorf entsandt wurden, ging in den vergangenen Jahren zurück.

Die jetzt rund 500 Schüler der Klas­sen 1 bis 9 verteilen sich auf 17 Klassen. Die Klasse 1 ist dreizügig, die Klassen 2 bis 6 zweizügig und in der Mittelstufe, Klassen 7–9 gibt es insgesamt vier Klassen. Der Durchschnitt einer Klasse liegt bei ungefähr 27 Schülern.

An der Schule arbeiten zurzeit rund 20 von Japan entsandte Lehr­kräfte, außerdem sieben Deutsche und zwölf Teilzeitkräfte für Musik, Kunst, Deutsch und English Con­versation. Das Schulgeld beträgt 270 Euro pro Monat.

Die beiden Schulgebäude sind bes­tens ausgestattet. Für die oberen Klassen 7 bis 9 gibt es eigens eine Aula, die bis zu 250 Personen fasst. Für große Veranstaltungen wird die große Turnhalle, in der ohne Bestuhlung alle Schülerinnen und Schüler hineinpassen genutzt. Hier können Theateraufführungen und die Schulfeste auf multifunktionaler Bühne stattfinden. Überhaupt wird auf die musische und kulturelle Aus­bildung besonderer Wert gelegt. In jeder Klasse gibt es ein Klavier, aus­reichend Gitarren stehen zur Verfü­gung. Ein Chor und das Bläser-En­semble der Schule üben und treten in Kooperation mit dem japanischen Club auf. Regelmäßige Lesewettbe­werbe in der reichlich ausgestatteten Bibliothek sollen die Lust am Buch wecken. Seit 1979 gibt es auch noch eine Samstagsschule für Kinder, die in der Woche eine deutsche oder eine Internationale Schule besuchen. Für sie besteht die Möglichkeit ihre japanische Muttersprache zu pfle­gen bzw. zu erlernen.

Mit der Diakonie hat die Schule ein beeindruckendes Projekt im sozi­alen Bereich verwirklicht. Einmal im Monat helfen die Fünftklässler dort bei der Altenbetreuung aus. Die Kinder erhalten Einblick in die Probleme der Senioren und üben, sich mit ihnen zu verständigen. So übernehmen sie eine Aufgabe und lernen gleichzeitig, Verantwortung zu übernehmen. Überhaupt legt die Schule Wert auf das Erkennen der eigenen Verantwortung nach dem Leitgedanken »Alles, was ich tue, hat Einfluss auf andere Menschen und auch auf die Umwelt«.

Der Kontakt zu gleichaltrigen Deutschen kommt über die offi­zielle Schulpartnerschaft mit dem nahe gelegenen Cecilien-Gymna­ sium zustande. Diese Partnerschaft besteht seit dem Jahre 1981 und führt zur gemeinsa­men Projekten und der Mitgestaltung und Teilnahme an den Schulfesten sowie Hospitatio­nen beider Schulen. Auch Kontakte zwi­schen den Lehrer­kollegien sind seit fast 30 Jahren gute Tradition.

Auch das Düssel­dorfer Brauchtum halten die Schüler aufrecht. Sie betei­ligen sich regel­mäßig an dem jährlichen traditi­onellen Radschlä­g e r w e t t b e w e r b der Düsseldorfer Schulen. Dreimal haben die Japaner in der Altersklasse acht bis zwölf Jahre den ersten Platz belegt. Dieser Wanderpokal verbleibt somit in der japanischen Schule.

Überhaupt verbindet der Sport die Schule mit Düsseldorf. Die meisten Schüler sind begeisterte Anhänger und Fans des lokalen Bundesligave­reins Fortuna. Die japanischen Spie­ler von Fortuna sind ihre Vorbilder. Aber auch die Fußballer anderer Bundesligavereine aus NRW stehen hoch im Kurs. Das hat einen Grund: Viele Spieler – darunter der Dort­munder Shinji Kagawa – hatten der Schule bereits einen Besuch abge­stattet.

Den sozialen und kulturellen Akti­vitäten in der realen Welt misst die Schule einen hohen Stellenwert bei. Der Unterricht in den Klassenräu­men weist jedoch auf die virtuelle Online-Welt hin. PCs, Tablets und digitale Tafeln haben hier schon seit längerem Einzug gehalten. Dies erleichtert den Unterricht und auch die Kommunikation mit den Eltern, die eng in die Arbeit der Schule ein­bezogen werden. Deren Hauptau­genmerk ist darauf gerichtet, dass sich die Kinder in der Schule wohl fühlen. Dazu gehört auch der stets besetzte Erste-Hilfe-Raum. Hier laufen im Notfall bei Krankheit oder Unfall alle Fäden zusammen: ob Kontakt zur Versicherung, Aus­wahl des Krankenhauses, sofortiger Kontakt zu den Eltern, alles wird hier auf der Stelle und unbürokra­tisch geregelt.

Die Schule ist ein wesentliches Ele­ment der japanischen Infrastruktur in Düsseldorf. Sie hilft den japani­schen zeitweiligen Mitbürgern, sich in unserer Stadt wohlzufühlen. Für Düsseldorf bedeutet sie einen nicht zu unterschätzenden Standortvorteil bei der Wirtschaftsförderung und dem interkulturellen Austausch.

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