Little Tokyo: Ein Hauch Japan in Düsseldorf Mitte

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Vom Hauptbahnhof bis zur Berliner Allee erstreckt sich die Immermannstraße wie die Lebensader des Düsseldorfer japanischen Viertels. «Little Tokyo” wird die Gegend genannt und macht ihrem Namen alle Ehre: Die dort vorhandene japa­nische Infrastruktur haucht den Charme Japans in die Straßen von Düsseldorf Mitte.

An wohl keinem anderen Ort in Deutschland fühlt man sich Japan so nahe, wie auf der Immermannstraße. Auf der lan­gen Geraden ist es geradezu all­täglich, japanische Gesprächs­fetzen aufzuschnappen, vor japanischen Schriftzeichen in Ladenfenstern zu rätseln und an einem der zahlreichen japa­nischen Restaurants Schlange zu stehen. Ein Rundgang über die Immermann- und ihre Nach­barstraßen offenbart die japanische Seite Düssel­dorfs.

Wir beginnen unsere Tour hinter der Karl­straße auf der linken Straßenseite der Immer­mannstraße – schon nach wenigen Metern begeg­net uns einer der beiden japanischen Buchläden des japanischen Viertels: Der Bookstore Nippon vertreibt eine kleine, aber feine Auswahl japanischer Literatur und Printpresse. Beson­ders Japanischlernende kommen hier auf ihre Kosten. Wer sich auf das japanische Sprachzertifi­kat JLPT vorbereitet, findet hier allerlei Lernmaterial der ver­schiedenen Niveaus.

 

Wir bleiben auf der linken Stra­ßenseite und nähern uns der Oststraße: Noch vor der Kreu­zung lockt das Café Cerisier mit japanischen Torten und Kuchen. Hier decken sich die lokal ansässigen japanischen Firmen zu besonderen Gelegenhei­ten gerne mit Leckereien wie Matcha-Törtchen ein. Direkt nebenan sitzt der Friseursalon nach japanischem Vorbild mod’s hair Privilège. Japanische Produkte und Stylisten verwöhnen mit exklusivem Service und einer Tee-Lounge.

 

Ein kleiner Abstecher nach links in die Charlottenstraße lohnt sich, denn dort befindet sich das Res­taurant Kagaya. Bei authentischer Atmosphäre und viel japanischem Klientel schmecken die Menüs aus Misosuppe, Tsukemono (eine Beilage aus eingelegtem Gemüse) und Hauptgericht besonders gut. Geschmacklich kann man hier eigentlich nichts falsch machen.

Zurück auf der Immermannstraße geht es in Richtung des Deutsch-Ja­panischen Centers, wo sich – kaum übersehbar – das Hotel Nikko befindet. Dort können Gäste, auch ohne zu übernachten, japanische Abendunterhaltung erleben – beim erlesenen japanischen Abendessen oder zünftig beim Karaoke-Singen.

 

Bei enthusiastischem Gesang und motiviertem Schunkeln kann es schon mal vorkommen, dass ein Schluck japanischen Biers daneben geht und auf dem Hemd landet. Gut, dass nur einen Katzensprung entfernt die japanische Reinigung Hayato liegt. Seit 2008 kümmert sich Inhaber Sikandar Hayat Tarar um die Reinigungsbedürfnisse der japanischen Gemeinde in Düssel­dorf. Kein schlechtes Unterfan­gen, zumal viele japanische Stoffe viel empfindlicher sind, als die in Europa verwendete und in Japan generell eher kalt gewaschen wird.

 

Kurz vor der Oststraße jauchzen Fans japanischer Papierwaren auf: In der Buchhandlung Takagi, der übrigens ältesten japanischen Buchhandlung außerhalb Japans, sind nicht nur jede Menge Klassi­ker und kontemporäre Werke der japanischen Literatur zu finden. Ebenso decken sich hier Schreib­warenfreunde mit japanisch ver­zierten Heften, geschmeidig schrei­benden Stiften sowie niedlichen Radiergummis – made in Japan – ein. Dazu gibt es eine große Aus­wahl an Manga und allerlei Fanar­tikel verschiedener Serien.

 

Für den kleinen Hunger zwischen­durch schnell bei Waraku mit den leckeren wie sättigenden japani­schen Reisbällchen Onigiri einge­deckt – die mit den verschiedenen Füllungen von Thunfisch-Mayo bis zur sauer eingelegten Ume­boshi-Pflaume wirkliche alle Geschmäcker bedienen – geht es munter weiter entlang dem Stra­ßenverlauf.

 

 

Kurz vor Ende der Straße erwar­tet uns das Maruyasu – eine der sechs Düsseldorfer Filialen. Einige Tische bieten Platz, vor Ort zu essen. Doch die Bento-Boxen mit Fisch, Fleisch und Gemüse, dazu knusprig frittiertes Tempura und frisches Sushi schmecken zum Mittagessen im Büro oder abends daheim genauso gut wie im Res­taurant.

 

Am Ernst-Schneider-Platz einmal rechts um und schon geht es auf der anderen Straßenseite der Immer­mannstraße zurück. Hier vertreten wir uns ein bisschen die Beine, bevor wir nach der Oststraße wieder japa­nische Gefilde erreichen. Mit zwei Ladengeschäften nebeneinander lockt Kyoto, der Fachhandel für japanische Wohnkultur, mit japani­schem Küchenzubehör, Raumdeko­ration, japanischem Tee und mehr. Hier finden Sie feinstes Teegeschirr und hölzerne Spielereien – Nachfra­gen erlaubt: Die Angestellten beant­worten geradezu enthusiastisch die Fragen der Kunden.

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Bis zur Karlstraße folgt nun was man nicht anders als eine Washo­ku-Meile bezeichnen kann, es reiht sich ein japanisches Restaurant an das andere. Das Takumi erken­nen wir schon von weitem: Nach japanischer Gepflogenheit stehen hier mittags wie abends die Leute schlange, um einen Platz zu ergat­tern. Für die würzigen Nudelsu­ppen werden hier ausschließlich Nudeln aus Sapporo auf Hok­kaido, Japans nördlichster Insel, verwendet.

Nur eine Haustür weiter geht es bei Bar Tonkatsu Gonta (früher Café Relax) etwas ruhiger zu. Ob tagsüber Kaffee, Tee und Kuchen oder abends Drinks und Pasta oder Reise – bei moderner japanischer Wohlfühlküche verbingen Sie hier eine schöne Zeit.

Kurz vor der Charlottenstraße dann ein Lichtblick für Fans von Anko und Co. In der Bakery Taka gibt es original japanische Back­waren – vom Klassiker Melonpan über mit rotem, süßen Bohnenmus gefülltes Anpan aber auch Defti­ges Karepan – also ein mit Curry gefülltes Brötchen. Ein paar Tische erlauben den verzehr vor Ort, die meisten nehmen ihre Einkäufe allerdings mit. Das Klientel ist bunt gemischt. »Samstags ist immer viel los«, sagt der Besitzer, der mit japa­nischen Kunden gerne ins Plaudern kommt. Doch auch beim zaghaften »Arigato« von deutschen Kunden, kommt er ins Schmunzeln.

Nebenan, im Kushi-Tei of Tokyo, geht es im Vergleich beinahe wild zu: Die Atmosphäre ähnelt einem Izakaya, einer japanischen Kneipe. Hier wird gegessen, getrunken und vor allem: gegrillt! Ob aftiges Hühnchenfleisch oder dekaden­tes Wagyu-Steak – der Besuch des japanischen Grillhauses bleibt auch als Duft an der Kleidung lange in Erinnerung.

 

 

 

Den Abschluss an der Immer­mannstraße bildet die Ramen Bar Takezo. Dort können Sie während Sie Ihre Suppe löffeln von der Theke direkt in die Küche blicken – so wird also Ramen gemacht! Größe­ren Gruppen ist der gemeinsame Verzehr von vielen kleineren Speisen wie Edamame-Bohnen, Gyoza-Teig­taschen oder das frittierte Hühn­chenfleisch Karaage besonders zu empfehlen. Diese Art gemeinsam zu essen ist in Japan sehr verbreitet.

 

Zurück zur Charlottenstraße und nach rechts abgebogen – Hier kommen wir zu ANMO Art/Cha. Motoko Dobashi und Anna Friedel haben hier eine Kombination aus Teeladen und Kunst-Galerie kre­iert. In der Galerie werden kura­tierte zeitgenössiche Kunstausstel­lungen gezeigt und im Teeladen werden neben ausgesuchten Tees auch Einzelstücke von Vintage-Tee­geschirr verkauft.

Etwas abseits des Trubels der Immermannstraße ist in der Klos­terstraße ein Großteil des Klien­tels japanisch. Ob zum Mittages­sen mit Kollegen oder um abends den Tag ausklingen zu lassen – die authentische japanische Küche lockt die japanische Gemeinde Tag für Tag zu Hyuga (Sushi in gemüt­lichem Ambiente), Yabase (Sushi in gehobenem Yambiente), Nagaya (gehobene japanisch-europäische Küche) und das moderne Kikaku (Alltagsküche).

An der Kreuzung zur Oststraße erwartet Sie Naniwa im Doppel­pack: Das ruhigere, elegant ein­gerichtete Naniwa Sushi und das etwas wuselige, moderne Naniwa Noodles & Soups – das vielleicht bekannteste Ramen-Restaurant Düsseldorfs. Die Sitzbänke vor der Tür lassen erahnen: Auch hier rei­hen sich die Gäste draußen in eine Schlange.

Einzigartig in Düsseldorf ist das Soba-an, ein Restaurant, das sich gänzlich den Buchweizennudeln verschrieben hat. Ob kalt oder warm, die Nudeln werden hier frisch zubereitet und verbreiten Japan-Feeling pur.

Zwischen den japanischen Restau­rants hat sich in der Klosterstraße auch ein japanischer Friseur am besten eingenistet. Ein Ausläu­fer des gleichnamigen Tokioter Salons, ist der Laden kaum als japanischer Friseur erkennbar. Lediglich die Auslage zahlreicher japanischer Magazine im ausla­denden Schaufenster lassen seine Herkunft vermuten.

Wo Kloster- und Immer­mannstraße sich treffen beenden wir unseren Rundgang. Bleibt nur die Frage: Wo lassen wir uns als nächstes von Japan in Düsseldorf verwöhnen?

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